Buchtipp: "Hoch Mittag" - ein Seniorenausflug auf Abwegen

In seinem Debütroman erzählt Konrad H. Roenne von einem Tagesausflug, den die Berliner Seniorenresidenz "Zentral" ins Oderbruch unternimmt. Mit viel Herzblut hat ihn die Ergotherapeutin Lena geplant und organisiert. Denn der Besuch auf einem Reiterhof gehört nicht gerade zum Standardprogramm in der Einrichtung. Durch die nähere Begegnung mit Tieren, durch Berührung, durch das Füttern sollen positive Emotionen geweckt, vielleicht auch schöne Erinnerungen wieder emporgeholt werden. Doch als der ehemalige Heimleiter auf dem Reiterhof auftaucht, beginnt alles aus dem Ruder zu laufen ...
Es sind die Fitteren der Residenz, die hier unterwegs sind, aber dennoch haben sie mit Verwirrung, Ängsten bis hin zu Demenz zu kämpfen. Die oft unpassenden Reaktionen und Äußerungen sind es, die dem Roman seine (tragische) Komik verleihen. Man darf schmunzeln, denn die Heimbewohner werden nie "vorgeführt". Die Situationen machen auch betroffen, werden doch oft genug auch die dunklen Seiten, die diese Erkrankungen mit sich bringen, dargestellt.
Natürlich wünscht sich der Leser, die Leserin im Verlaufe des Buches, dass die Senioren den Tag in ihrer gewohnten Umgebung beenden. Doch es schleicht sich auch das Gefühl ein, dass das nicht die ganze (gute) Lösung ist. Denn was immer die Heimbewohnern an diesem Tag an unerwarteten Dingen erleben, sie nehmen oft einfach das Schöne an ihnen mit, ob geplant oder ungeplant. Sie leben nicht den Alltag, das Übliche, das Normale, das Geregelte, sie leben den Moment.
Konrad H. Roenne wuchs in Brandenburg auf  und arbeitete in einer Einrichtung für psychisch Kranke. Er erhielt für seine Texte bereits mehrfach Preise. Wir wünschen ihm und seinem großartigem Roman viel Erfolg!
P.S. Wer sich im Osten Brandenburgs etwas auskennt, hat sicher Spaß daran, der "Spur" der Senioren zu folgenden ?

 

Tags: Buchtipps

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