Das Wohlbefinden. Roman

Inhalt

Der Roman Wohlbefinden von Ulla Lenze verwebt die Geschichten dreier Frauen – Vanessa, Johanna und Anna – die auf verschiedenen Zeitebenen leben: 1907-1909, 1967 und 2020. Die Hauptschauplätze sind die Heilstätten Beelitz, ein Ort, der einst für die Behandlung von Lungenkranken genutzt wurde und später in ein modernes "Creative Village" umgewandelt wird. Vanessa, die Urenkelin von Johanna, entdeckt in den alten Heilstätten ein Manuskript ihrer Urgroßmutter, was sie auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie führt.

Johanna und Anna begegnen sich 1908 in den Heilstätten. Johanna ist eine intellektuell unabhängige Frau aus der Oberschicht, während Anna, eine ehemalige Fabrikarbeiterin, spirituelle Fähigkeiten besitzt. Ihre Hellsichtigkeit zieht das Interesse der zeitgenössischen Gesellschaft an, die von Okkultismus fasziniert ist. Anna nimmt eine besondere Rolle in Johannas Leben ein, die sogar ihre Ehe mit Clemens, einem Arzt, belastet.

Das Thema Spiritualität und Okkultismus zieht sich durch alle Zeitebenen. Anna und Johanna entwickeln eine enge Beziehung, die von den Menschen in ihrem Umfeld misstrauisch betrachtet wird, insbesondere von Clemens, der Annas Fähigkeiten ablehnt. Auch Vanessa kämpft in der Gegenwart mit existenziellen Problemen wie Wohnungsnot und Identitätssuche. Dabei entdeckt sie die Geschichte ihrer Familie neu, was sie zum Nachdenken über ihr eigenes Leben anregt.

Der Roman besticht durch eine dichte und atmosphärische Sprache, die die Epochen lebendig macht. Die Themen Autonomie, die Suche nach Identität und das Spannungsverhältnis zwischen Rationalität und Spiritualität prägen die Handlung. Wenn auch die Figuren etwas distanziert wirken, bieten die verschiedenen Zeitebenen und philosophischen Reflexionen eine tiefgründige Erzählung. Lenze balanciert Spannung und Reflexion gekonnt aus und lässt Raum für eigene Interpretationen.

Der Roman Wohlbefinden steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024.